Kapitel 8
Transatlantik 1990

In See, 07.12.90 , 16° 10'N 28° 11'W,

Starkwind im AtlantikLiebe Allgäuer zu Hause!

Endlich will ich für Euch alle einen Transatlantik-Brief beginnen und in Etappen bis Barbados weiterschreiben. Ich schreibe per Hand, weil das auf See einfacher ist als mit Schreibmaschine, obwohl wir zur Zeit über den "Chiemsee" fahren, so glatt ist das Meer, aber das war nicht immer so. Die Kapverden liegen nun schon wieder weit hinter uns im Kielwasser, rund 1000 Seemeilen, also 1800 km haben wir seit den Kanaren schon zurückgelegt, der Ozean ist eben riesengroß. Wie im Telefonat über Norddeich-Radio gesagt, liefen wir am 24.11.90 von Gomera aus.
 
 

24.11. Auslaufen Gomera

vor GomeraWir hatten einen Tag herrliches Segeln und dann kamen wir in Lee der Insel Hiero, die wir aber nicht mehr anliefen. Wir wollten nicht gleich motoren und so wurde es eine sehr unruhige Nacht mit wenig Schlaf und ruppiger Kreuzsee. Wir machten in der ganzen Nacht nur 20 Seemeilen. Bei Tag mit Sonnenheizung in der Atmosphäre ging es dann wieder flott voran. Aber die Wetterlage, die zunächst ideal erschien, war nicht so. Es bedeckte sich der Himmel immer mehr und wir kamen in ein Gebiet mit richtigen Wolkenbrüchen. Mit dem Regen verließ uns auch der Wind. Er kam immer nur für Stunden wieder und wir mußten mehr und mehr motoren. Die letzten drei Tage motorten wir über absolut glattes Wasser, in dem sich sogar die Sterne spiegelten. Nur die lange Atlantikdünung ließ das Meer "atmen". Wir hörten ständig die Wettermeldungen von allen möglichen Stationen und erkannten nach und nach das Außerordentliche der Wetterlage. Der Passat lief rückwärts!! Das ist wie Schnee im August, aber auch das gibt es halt. So liefen wir wie bereits für den Fall eines sehr weit im Süden wehenden Passats vorgesehen, die Kapverden an. Die Tage bis zum 03.12.90 vergingen aber wie im Fluge und wir hatten viel Spaß und Kurzweil. Zum Teil waren wir auch recht erfolgreich im Angeln von Doraden. Wir zogen Tiere bis 4 kg heraus und leider rissen sich einige kapitale Burschen von der Angel los. Eine entkam sogar vom Deck. Diese schnellen Raubfische sind bärenstark und schlagen ganz schön bis sie filetiert sind. Wir trennen nur die beiden Filets ab und werfen Kopf und Gerippe ohne Ausnehmen ins Meer. Sie schmecken exzellent !! Zur Zeit sind zwei große im Kühlschrank und die Angeln warten auf Neue.

In der Bucht von Porto Grande

Eine Stadt sitzt auf dem Trockenen3.12. Porto Grande, Kapverden

Morgens um 3.00 Uhr liefen wir in Porto Grande auf Sao Vicente ein. Die Reede war zu unserer Überraschung voll von Booten. Die ARC-Regatta-Flotte war mit allen schnellen großen Booten dort. Sie hatte auch diese ungewöhnliche Flaute und alle, die genügend Diesel hatten, waren wie die Weltmeister mit Motor gefahren. So mußten sie ungeplant die Kapverden anlaufen, um Diesel zu bunkern. Da sieht man einmal wieder den Unsinn der ARC. Motoren und Anlaufen von Inseln in einer "Regatta", ha ha ! Aber das machte den Aufenthalt recht lustig und wir trafen viele nette Leute. Einige kleine Boote, die wir schon lange kennen, laufen aber erst heute ein, wie wir am Funk erfuhren.
 
 

Die Kapverden sind ein schönes, interessantes aber äußerst armes Land. Wie viele Entwicklungsländer hatten sie das "Pech", daß die "Freiheits-Bewegungen" alle von den kommunistischen Staaten gesteuert und unterstützt wurden. Dies geschah jedoch nur, um dem Westen, in diesem Fall dem Natoland Portugal, Probleme zu bereiten. Die Menschen dort waren den Sozialisten so egal wie zu Hause. Macht kennt keine Moral ! Und so sind die Kapverden heute ein bettelarmer Staat dessen Haushalt zu 90% vom Westen mit Entwicklungshilfe finanziert wird. Wären sie bei Portugal geblieben, sie waren ja alle Staatsbürger und keine Kolonialbürger, wären sie heute in der EG mit allen positiven Folgen. So sind sie aber ein sozialistisches Armenhaus unter tropischer Sonne, wenig Wasser, viel Arbeitslosigkeit und trotzdem sehr nette Menschen, auch die Behörden! Wir waren ja nur einige Tage dort, aber man sieht doch Vieles und wir hatten sofort Kontakt zu Einheimischen die sich gerne einige Escudos dazu verdienen. Zum Beispiel Bewachen des Dingis, Dolmetschen, Führen, Zeigen etc. Sehr willkommen waren auch T-Shirts mit Aufdruck. Wir hatten jedenfalls einen jungen Mann bei der Hand, der wie ein Schatten ständig für uns da war. Er war immer am Strand, wenn das Dingi anlegte und auf der Pier wie wir dort lagen um Diesel zu bunkern. Jedes Boot hatte so seine Leute.
 
 
 

Am Nachmittag ruderten Einheimische mit Langusten von Boot zu Boot und so gab es auf der "ARION" LangustenRiesen-Langustenmahlzeiten für wenig Geld. Wir kauften auch Red Snapper, die sind ganz rot mit blauen Punkten und schmecken hervorragend. Wir haben die Unterbrechung jedenfalls richtig genossen.
 
 

Auslaufen Kapverden 6.12.

Auslaufen KapverdenDann schien die Wetterlage endlich günstig und wir hofften auf Passat, aber es reichte nur bis 40 Seemeilen nach dem Auslaufen. Jetzt sind wir zweihundert Seemeilen westlich der Kapverden und haben endlich die Maschine abgestellt. Die Wetterlage wurde für uns mit dem Riesenhoch über England ungünstig. Durch das Hoch war die übliche Zugbahn für die Tiefs von Neufundland nach Europa verbaut. So bildeten sich die Tiefs zwischen den Bermudas und Afrika. Eines nach dem anderen zog gegen die Kanaren und brachte uns Flauten oder Westwind. Solange wir noch Süd in Richtung der Kapverden laufen konnten, war das kein Problem, aber jetzt können wir keinen Westwind mehr brauchen. Wir haben auch keinen, da wir bereits zu weit südlich sind, aber wir haben halt zu wenig Wind. Werner, der nur seine 4 Wochen Urlaub eingeplant hat und an Weihnachten bei seiner Familie sein möchte, ist ungeduldig. Jeden Morgen schaut er sich erst auf dem Sat-Nav die gutgemachten Meilen kummervoll an.

 Dafür ist das Leben an Bord ohne Seegang sehr angenehm. Wir haben 26° Celsius Wassertemperatur und Nachts haben wir 22° Celsius, wenn es eine kühle Nacht ist. Wir duschen mit der Deckwaschpumpe und genießen die herrlichen Tage mit Lesen, Faulenzen, Sonnen, Kochen und Essen. Wir haben immer noch frisches Obst und Gemüse und unsere grünen Bananen und Tomaten sind noch nicht alle reif.

 Ihr hättet sehen sollen, wie wir uns vor dem Auslaufen versorgten. Stapel von Bier, Dosen, Kartons und Gemüsekisten an Deck. Aber alles wurde verstaut und so leiden wir wirklich keine Not. Wir denken aber oft an den "armen Hund" Kolumbus, der nicht warten konnte und fünfhundert Jahre zu früh unter unsagbaren Entbehrungen und Mühen den Atlantik überquerte. Seine Spuren haben wir jetzt schon öfters gekreuzt, zuletzt in Gomera wo er noch Wasser bunkerte und eine Freundin besuchte.

 8.12.90

Inzwischen sind wir wieder einige Meilen weiter westlich, wir haben gleichmäßige leichte Winde und machen gute Fortschritte. Das Leben an Bord geht seinen gleichmäßigen Gang und die Stimmung ist gut. Über Funk sind wir mit vielen Yachten verbunden und obwohl wir selten ein Boot sehen, wissen wir doch, wo ringsum die anderen sind.

Aber was sind schon 20 - 30 Yachten in der "Gegend" bei diesem Riesen-Ocean. Heute ist leider kein so strahlender Tag und wir haben 4/8 Bewölkung aber sehr ruhige See. Dianne hat heute nacht auf ihrer Wache 2 Brote gebacken und vorgestern hatten wir wieder guten Fischfang. Die Doraden sind so gierig, daß wir meist 2 oder 3 gleichzeitig an den Angeln haben. z.Zt. fangen wir nur so 800 g Fische, aber wir haben schon eine ganze Reihe mit bis zu 4 Kg herausgeholt. Das ist immer eine große Metzgerei auf dem Achterdeck, mit großer Aufregung, weil sie so schlagen. Wir müssen sie sofort festbinden, bis sie filetiert sind. Von einer anderen Yacht hörten wir einen "Hilferuf". Sie hatten einen Thun mit 145 Pfund gefangen und wußten nicht wie sie ihn essen sollten. Sie suchten nach Abnehmern in der Nähe. Wir sahen kurz nördlich der Kapverden einen Riesen-Thun beim Jagen. Ganze Schwärme von kleineren Fischen sprangen mehr übers Wasser hinaus, als sie schwammen und diese Freßmaschine sprang vor lauter Tempo bis hoch in die Luft und lag für Sekunden etwa 3 m hoch waagrecht in der Luft, bevor er wieder ins Wasser klatschte. Er war etwa 2 - 3 m groß. Ein toller Anblick. Dianne fischt auch ab und zu Plankton mit einer Strumpfhose und wir untersuchen es dann unter dem Mikroskop. Das ist sehr interessant. Winzige Krebstiere, Schnecken usw. in ganz intensiver Färbung.

Seit gestern klingen die Wetterberichte immer besser, die Passatstörungen, die uns soviel Probleme gemacht hatten, sind abgezogen und wir können jetzt auf Wind bis in die Karibik hoffen. Da halten unsere 600 l Dieselvorrat hoffentlich lange. Nur für Strom und Kälte brauchen wir ja nicht viel. Seit 24 Stunden haben wir an den Segeln nichts mehr geändert und wir schlafen nachts bei totaler Ruhe wie die Bären. Über die Deutsche Welle bekommen wir alle Nachrichten und heute früh hörte ich auch wieder Blasmusik vom Bayerischen Rundfunk, der morgens für eine Stunde sehr gut zu empfangen ist. Wir lassen an Bord die UTC-Zeit weiterlaufen, denn danach geht die ganze Funkerei und Navigation. Der Tagesablauf richtet sich nach der Sonne und verschiebt sich immer mehr, je weiter wir nach Westen kommen. Die Sonne geht jetzt gegen 8.00 Uhr auf und um 19.30 Uhr unter. Wir haben etwa 12 Stunden Tageslicht, da wir bereits weit südlich des (nördlichen) Wendekreises, also in den Tropen, sind. Da ist es schwer, an lange Winternächte und Frost und Schnee in Deutschland zu denken. Komisch waren auch Sendungen zum Nikolaustag, das paßt einfach nicht zum Wetter hier. Man hat immer nur T-Shirt, Hose und Unterhose an, unseren 3-Teiler, wie wir es nennen; das reicht bei Tag und Nacht. Steuern tut unser braver fleißiger "Gustav", da kann man sich die Wachen nachts angenehm vertreiben. Tagsüber werden keine Wachen gegangen, weil doch immer jemand oben ist und sich dann verantwortlich fühlt. Gestern abend gab es auch wieder Fernsehen. Wir schauten den letzten Film von "Alf" an und haben uns köstlich amüsiert. So ein Filmchen bekommt hier draußen einen ganz besonderen Wert und wird zum i-Tüpfelchen eines ohnehin schönen Tages. Das war eine Superidee, die Kassette aufzunehmen. Wir haben sie uns gut eingeteilt. Wir sind jetzt genau 2 Wochen von den Kanaren weg und die Zeit verging auf See wie im Fluge.
 
 

13.12. 15° 30'N 40° 34'W

Ich habe gerade mal wieder Wache - es ist also Nacht - und die See ist einigermaßen ruhig und so kann ich am Kartentisch schreiben. Wir sind die letzten Tage sehr gut vorwärts gekommen, aber die See war recht rauh und wir rollten fürchterlich. Aber auch an 30° Backbord zu 30° Steuerbord kann man sich gewöhnen, bleibt auch nichts anderes übrig.
 
 

Wir hatten einen herrlichen Sonnentag. Das Meer war in den Brechern oben in den Wellen wie zartgrünes Glas, wobei das Meer sonst tiefblau war. Leider sind jetzt die mondhellen Nächte vorbei, aber es scheinen hier so viele Sterne, daß man damit genügend die Wolken sieht, um Böen rechtzeitig erkennen zu können. Die letzte Nacht hatten wir immer in Böen so gute 6 Windstärken und wir rauschten mit 7 Knoten durch die Nacht. Im Wasser leuchteten, durch die Bugwelle angeregt, die kleinen Tierchen des Photoplanktons. William und ich haben auch schon einige ganz spektakuläre Meteoriteneinschläge gesehen. Die fahren wie eine Leuchtkugel so hell herunter und wenn sie zufällig eine Wolke treffen, zerplatzen sie in einem grellen Lichtblitz, der sogar die Segel wie ein Photoblitz erhellt.

Vor zwei Wochen hörten wir über Funk, daß Boote rote Signalraketen gesehen hätten und sie hatten auch von einem Boot in der Nähe längere Zeit nichts gehört, so dachten sie an einen Notfall. Zwei Tage später meldete sich aber das Boot und der Skipper erzählte von einem Meteoriteneinschlag neben seinem Boot. Er hat sogar das Sausen gehört und sah den Einschlag im Wasser, ganz dicht beim Boot.

 Gestern hatten wir nur noch 1.400 Seemeilen bis Barbados und damit die Hälfte ab den Kanaren geschafft. Es läuft jetzt sehr gut bei ständigem Passat. Morgen werden wir die Hälfte der Strecke Kapverden - Barbados haben. Dianne hat schon wieder Brote vorbereitet. Der Teig geht jetzt und heute nacht, d.h. morgen um 3.00 Uhr auf ihrer Wache werden sie gebacken. Dianne backt immer nachts, weil es da kühler ist und der Ofen das Boot nicht so stark aufheizt.

Gestern haben wir einen Bonito gefangen und heute wieder eine Dorade. So haben wir ständig frischen Fisch. Wir haben bis jetzt 13 Doraden gefangen.

Die Southern BarracudaHeute sind wir auch ganz dicht einer englischen Yacht begegnet. Die erste Yacht, die so nahe vorbeikam. Über UKW haben wir aber mit mehreren Yachten in der Nähe Kontakt und mit Kurzwelle unterhalten wir uns z.T. über riesige Entfernungen. Auch das Telefonieren über Funk geht recht gut. Etwa 100 Sm vor uns sind Freunde mit ihrem Boot, wir waren in Santa Cruz zusammen und werden uns jetzt in Barbados zu Weihnachten wieder treffen. Mit der Weihnachtsstimmung tun wir uns hier schwer, die Umgebung paßt so gar nicht dazu. Wir haben nachts 26 ° C, das ist auch die Wassertemperatur und tagsüber geht das Thermometer so dicht am Äquator natürlich noch rauf.

Über die Deutsche Welle haben wir von dem vielen Schnee bei Euch gehört. Werner wurde von seiner Frau angerufen, sie erzählte von Schneeräumen.

- Ich hoffe Ihr könnt es lesen, bei Seegang schreibe ich noch schlechter als sonst! -

Wir machen jetzt jeden Tag zwischen 110 und 130 Seemeilen nach Westen. Die Genua und der Klüver sind ganz vorne nach den Seiten als Passatsegel ausgebaumt und wir haben im allgemeinen wenig Arbeit damit. Nur gestern abend dreht der Wind etwas und wir probierten mit allen Segeln herum, bis wir nur noch mit Genua fuhren. Es ist immer schwierig, das Boot so auszutrimmen, daß man gut im Seegang liegt, gute Fahrt macht und auch "Gustav" noch damit zurecht kommt. "Gustav" hat heuer schon Tausende von Meilen gesteuert und das ist eine große Erleichterung. So braucht man nachts nur die Oberaufsicht zu führen und kann lesen oder Sterne gucken. Der Sternenhimmel ist jetzt jede Nacht einfach phantastisch.

Gestern haben wir wieder einen großen Fisch gefangen. Ein Barrakuda von 80 cm, d.h. etwas mehr als 2 Kg, das sind 1,4 Kg schönstes Fleisch. Werner und William wollen schon keinen Fisch mehr essen, soviel fangen wir. Wir haben ständig irgendwelchen Fisch im Kühlschrank. Das hätten wir einmal im Mittelmeer gebraucht!!!
 
 

Sonst war in den letzten Tagen nicht besonders viel los an Bord, wir haben gestern nur einige Zahlenspiele mit "einem" Schluck gefeiert. 1.000 Sm ab Kapverden, Umblättern der Seekarte auf die Barbados-Seite bei 41° W, 1.000 Sm bis Barbados, dazwischen das Bergfest und gleich 3-stellig bis Barbados, 999 Sm gleichzeitig erste Schnapszahl, von jetzt ab täglich zu feiern. Bei soviel Feiern könnte einem schwindelig werden! - Könnte?? !! -

Vom Schaukeln werden wir jedenfalls in unserem "rolling home" nicht mehr schwindelig. z.T. machen wir 30° nach jeder Seite, da wird der Koch zum Jongleur.

Mit Bedauern höre ich gerade von viel Schnee und Winter in Deutschland über die Deutsche Welle. (Jetzt haltet Ihr mich für einen scheinheiligen Bruder - aber wer hat Mitleid mit mir, ich habe ständig DURST! _ UND Durst ist schlimmer ist schlimmer als Heimweh, sagte Snoopy.)

 Vor 2 Tagen ist in der Nähe eine deutsche Yacht gesunken, bzw. wurde sinkend von der Crew verlassen. Die 4 Crewmitglieder wurden von zwei anderen Yachten aufgenommen. Die Yacht "CHAOT" - wie sinnig - hatte Ruderbruch und dadurch Wassereinbruch und gab gleich das Boot auf. Wohl eine gut versicherte Chartercrew, die keine Lust mehr hatte, nachdem praktischerweise zwei andere Yachten fast in Sichtweite waren. Sie saßen sozusagen auf gepackten Koffern, wie die erste Yacht da war und da ging das Boot auch schon runter. Das ist natürlich meine persönliche Sicht der Dinge, aber als Seemann hört man am Funk auch zwischen den Zeilen und am Funk war das natürlich Thema Nummer eins.

 Auf einer spanischen Yacht ging ein Mann außenbords, wurde aber 10 Minuten später schon wieder an Bord geholt. Ansonsten gibt es nicht viel Atlantikklatsch zu berichten. Wir hören zwar viele Frequenzen ab und reden mit vielen Booten, aber das lohnt sich nicht alles zum Schreiben. Es sind ja unheimlich viele Boote z.Zt. unterwegs. 137 Yachten nehmen allein schon am ARC teil. Auf See gesehen haben wir nur insgesamt 10 und das hauptsächlich in der Nähe der Kapverden. Auf hoher See ist ein Treffen schon selten. Etwas öfter hören wir aber etwas auf UKW von Booten in der Nähe, oder von Frachtern. Letzteren sind wir aber nur auf den Schiffahrtsrouten begegnet. Insgesamt 4 oder 5 bis jetzt.

 16.12.90 14° 54'N 45° 17'W

Langsam, sehr langsam läuft es seit gestern. Schon wieder ist ein Tief bis auf 27° N 45° W heruntergekommen und stört mit seiner Kaltfront den Passat. In der letzten Nacht haben wir nur 2 - 4 Kn gemacht und heute um 13.00 haben wir die Maschine gestartet. Das tat den Batterien mal gut, richtig voll zu werden und für Werner ist es eine Nervenberuhigung, denn er hat einfach zu knapp und unrealistisch den Urlaub geplant. Er hatte ursprünglich für heute einen Rückflug fest ab Miami nach München gebucht, aber die Buchung über Telefon rückgängig gemacht. Dabei hat er eigentlich von Anfang an gewußt, daß so eine Fahrt locker das Doppelte an Zeit brauchen kann wie normal, denn was ist beim Wetter schon normal? Durchschnittswerte sagen über den Einzelfall gar nichts. Aber es ist dieses Jahr mit dem Passat schon besonders verflixt. Seit heute früh haben wir eine englische Yacht in Sichtweite, sie sind eine Stunde nach uns aus den Kapverden raus und haben letzte Nacht 7 Stunden motort. Jetzt kommen wir uns immer näher. Wir haben ihnen am Funk Fisch versprochen, wenn wir welchen fangen. Wir haben soviel Fisch gegessen, daß es erst einmal reicht und die anderen haben bis jetzt noch kein Glück gehabt. Ich sammle die schönsten Fischschwänze, fädele sie auf eine Schnur und trockne sie im Wind. Der Größte ist größer als ein Blatt DIN A4. Das ist unsere Trophäenschau.

Gerade habe ich mich mit einer schwedischen Yacht unterhalten, die fahren auch nach Barbados und sind 33 Sm südöstlich von uns. Karl-Heinz und Marianne sind 180 Sm westlich von uns. Alle haben seit gestern kaum Wind, die Schweden "ASYNIA" hatten aber zwei Wolkenbrüche in der Nacht, das hat alles Salz abgewaschen. Wir hatten nur 3 bis 4 Tropfen und 1½ Stunden 5 Bft Wind. Da sausten wir wieder mit 5 bis 6 Knoten dahin, um danach auf 2 Kn abzusacken. Wir wollten aber die Nachtruhe nicht stören und so haben Dianne und ich bis um 10.00 Uhr geschlafen. Es wird jetzt allerdings erst um 8.15 Uhr hell. Wir stellen die Uhren erst in Barbados um. (+ 4 Std, d.h. MEZ + 5 Std)

An Bord läuft das meiste terminlich wichtige ohnehin nach UTC (=Universal Time Coordinated), das ist Weltzeit, früher auch Greenwich Mean Time genannt, denn es ist die Ortszeit des Meridiandurchgangs der Sonne in Greenwich (= 12.00 Uhr UTC)

Sonnenuntergang bei ruhiger See

Das Meer ist jetzt recht ruhig und wir rollen nur ganz leicht hin und her. Kein Vergleich mit dem Wochenanfang, wo am Funk jeder über die verdammte Rollerei schimpfte. Ein Amerikaner mußte den Kurs und die Segel wechseln, damit er ruhiger lag. Er macht damit durch das Kreuzen vor dem Wind Umwege, aber seinem Hund war so schlecht!

Ich kenne den Hund, und dem zuliebe mußte er das schon machen. Der Skipper schimpfte: "I am rolling like a pig!"
 
 

17.12. 02.00 Uhr

Wir motoren immer noch und so kann ich nachts auf Wache bei gutem Licht schreiben, denn jetzt gibt es wieder Strom im Überfluß. Wir motoren in Gesellschaft von zwei anderen Yachten. Eine "TAURIAN", kam gestern vormittag in Sicht und eine erst abends mit den Lichtern am Horizont, bei Tage hatten wir sie nicht gesehen.

Mit "TAURIAN" hatten wir eine nette und lustige Abwechslung mitten im Atlantik. Am späten Nachmittag änderten wir etwas den Kurs auf sie zu und setzten beim Näherkommen die Piratenflagge und "U W", das bedeutet "Ich wünsche gute Reise". Daraufhin setzten die anderen ihre Nationalitäten-Flaggen, denn es waren ein Ire, Belgier, Holländer und eine Spanierin an Bord. Das wußten wir allerdings bereits vom Funk her, denn ihnen hatten wir unseren Fischfang versprochen, der prompt ausblieb. Sie kamen so nahe an uns heran, daß sie ein Päckchen herüberwerfen konnten. Es war eine Packung Milchkakao und sie hatten "Merry Xmas (Abkürzung für Christmas) from Taurian" daraufgeschrieben und alle unterschrieben. Wir drehten dann ab und ich machte ein Päckchen fertig. Eine Dose tunesische Ölsardinen mit der Aufschrift "The promised fish", einen Bierdeckel der ARION mit Position und Unterschriften von uns und ein ARION-Streichholzbriefchen. Ich steckte alles in aufgeblasene Plastiktüten, die in einen alten Original Plastikpostsack mit der Aufschrift "British Post" kamen, schrieb "Merry Xmas from the postman" drauf und warf den Sack über Bord. Die anderen fischten den Beutel auf und es gab ein lustiges Dankeschön am Funk.

"Sie hätten gar nicht gewußt, welche Möglichkeiten wir an Bord haben, den versprochenen Fisch gleich in Dosen verarbeitet." Und dann die zögerliche Frage: "Ja, Hm, so einen Postsack, wie bekäme man denn den, Hm, da seien doch einmal aus einem Postzug in England, Hm ...?" Wir antworteten: "Was denkt Ihr, wie wir unsere Reise finanzieren!?"

Großes Gelächter, aber dann erzählten wir die Geschichte. Es war der Sack, den ich im März 1989 in der Türkei erhalten hatte. Das Paket mit dem Weihnachtsgeschenk von Mum war geöffnet worden, ging verloren und tauchte im März im verplombten Sack endlich auf.

So gingen der Nachmittag und der Abend schnell dahin. Alle drei Yachten laufen etwa gleich schnell und morgen früh werden wir die 3. Yacht einmal am Funk rufen. Die Nachtwache will ich nicht behelligen.

RegenbogenWir hatten am Abend riesige Wolkengebirge rings um uns und man sah das Wasser regelrecht herausfallen, wir erwischten aber keinen einzigen der frischen Güsse. Jetzt haben so einen tollen Sternenhimmel, daß man sogar den Andromedanebel mit freiem Auge klar sehen kann und den Pferdekopfnebel im Schwert des Orion mit dem Fernglas. Es ist einfach faszinierend im Niedergang zu sitzen und in die Nacht zu schauen. Da fangen die Gedanken an zu wandern und lösen sich von den Kleinigkeiten der Erde. Das Meer ist absolut ruhig. Nur die hohe lange Dünung rollt, aber das merkt man nicht. Man sieht es nur wenn die anderen Yachten samt Mastlichtern im Wellental verschwinden. Da könnt Ihr Euch vorstellen, wie hoch die Dünung ist.

 18.12. 14° 15'N 48° 10'W

Nun will ich meinem transatlantischen Brief eine weitere Seite hinzufügen. Es ist eigentlich ein absolut herrlicher Tag, aber eben nur eigentlich! Der Diesel macht den Passat und das jetzt schon den dritten Tag. Aber wir wollen nicht klagen und das Schöne berichten. Sorgenfrei und ruhig, habe erst einmal lange und tief geschlafen. Ich hatte die erste Wache und konnte danach einfach liegenbleiben. Die Nachtwache war schon schön genug: Das Meer absolut flach, die Sterne spiegelten sich tausendfach im Wasser und nur die Dünung hob und senkte den ganzen Spiegel. Die Bugwelle, der Rumpf mit seinen Wellen und die Schiffsschraube, regten das Photoplankton an und so blitzte die See richtig und das Schraubenwasser war ein leuchtender Pfad. So etwas muß man gesehen haben, das kann man nicht beschreiben. Wir haben wieder alle Sternunterlagen herausgeholt und Nebel, Doppelsterne etc. identifiziert und beobachtet. Es war einmal wieder eine traumhafte Nacht. Die dicken Cumuli mit Regenbart haben uns nicht erwischt, ich habe sie nur im Radar verfolgt, sie kamen aber nicht näher als 0,3 Sm, so ein Pech. Heute sind im Laufe des Tages die dicken Cumuli verschwunden und die Passatwolken kamen wieder, hoffentlich als Vorboten.

Das Meer ist absolut glatt und auch die Dünung ist fast verschwunden. Dianne wollte gerade die Mittagsbreite der Sonne nehmen, da kam der Ruf - Delphine!

Zuerst kamen einige Pilotwale und dann aber Delphine. Sie sind aber hier draußen nicht so verspielt. Sind sie es nicht gewöhnt? Dafür war das Wasser so klar und die Sonne stand so hoch, daß wir sie selbst in großen Tiefen heran schwimmen sahen. Wir waren wieder einmal begeistert. Die Tiere sind einfach so elegant im Wasser.
 
 

Das viele Plankton von gestern ist wieder weg und wir haben auch noch keinen Fisch gefangen, schon seit drei Tagen nicht. Werner hat heute telefoniert und so wissen wir, daß bei Euch 60 cm Schnee liegen. Ein fremder Gedanke, denn ich sitze hier im luftigen schattigen Salon und schwitze. Zum Glück ist der Kühlschrank nicht weit weg.

Wir haben uns heute viel mit anderen Yachten unterhalten. Auf 600 Sm ist FLAUTE!! Aber die Aussichten sind gut. Es ist immer recht lustig mit anderen Schiffen zu reden und der kleinste Klatsch lockert den Tag auf. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie es ist, wenn man so lange auf See ist und es ist auch schwer zu beschreiben. Wir haben jetzt noch ungefähr 650 Sm bis Barbados. Die Stimmung an Bord ist gut bis ausgelassen, wir lachen viel und freuen uns ständig über irgend etwas Schönes! Daneben finden wir noch Gelegenheit die "Feiertage" zu feiern, wie gerade eben 666 Sm!

PROST!
 
 

19.12. 14° 08'N 49° 32'W

Jetzt war gerade große Aufregung auf dem Fischdampfer ARION. Ein schöner großer Thun von 3 - 4 Kg war an der Angel und bis ich ihn losmachte, war an der anderen Angel ein Biß und wie wir gleich die Angel wieder ausbrachten, noch ein dritter Biß, wieder ein Thun (Bonito), der sich aber losriß, 5 cm bevor ich ihn am Gaff hatte. Aber dann kam die Angel von Werner mit einem 4 Kg Gelbflossenthun herein und den landeten wir an. Also 7 Kg Fisch, frisch auf den Tisch. Das gibt herrliche Steaks. Der Bonito hat ein Fleisch so rot und fest wie Rindfleisch. Das war eine richtige Metzgerei, denn diese Fische haben sehr viel Blut und an Deck sah es dementsprechend aus.

Da es jetzt zeitlich für William und vor allem für Werner sehr knapp ist, bleibt bis zu deren Abreise keine Zeit mehr, die Filme zu schneiden und auf See möchte ich es wegen des Motorenlärms nicht machen.

Heute Nacht wurde ich vom plärrenden UKW-Funk wach. Eine englische Yacht funkte mit einem griechischen Frachter auf dem Weg von Südamerika nach New York. Das Boot hatte, wie wir, kaum Wind, aber auch noch eine defekte Kupplung und konnte daher nicht ausweichen. Aber der Inder auf dem Griechen war sehr nett und informierte die Yacht über sein Ausweichmanöver. Wir haben noch ein anderes Boot an Backbord und zwei andere im Funkbereich, also recht viel los hier im "Zieleinlauf", wo die Kurse zusammenlaufen. In 10 Minuten werde ich auch wieder mit "BUMBLE BEE" und "ASYNIA" "telefonieren", ohne Gebührenerhöhung! Ein bißchen frei sind die Weltmeere doch noch.
 
 

Ich mußte heute beim Schreiben ein Bierfilzchen unter die schwitzige Hand legen, denn wir haben 46 ° C in der Sonne und nur 34 ° C unter Deck, aber minus 20° C in der Kühlbox!! Und Bier ist auch noch da!! Ah!!

Dianne macht Kartoffelsalat und ich werde gleich den Fisch in Steaks schneiden und braten. Gelbflossenthun ist vom Feinsten! Etwas davon haben wir roh mit Limonensaft gegessen, ein Gedicht!

Die Wassertemperatur ist übrigens jetzt 28° C.
 
 

Gerade rief die englische Yacht wieder am Funk. Es sind zwei Deutsche an Bord, einer ist Flugkapitän bei der Lufthansa. Während der langen netten Unterhaltung fragte ich Hans Göbel, ob er meinen Crew-Kameraden Ulli Vetter kenne. Er kennt ihn, er fliegt jetzt als Kapitän den Airbus A 300 auf Mittel- und Langstrecke. So klein ist mal wieder die Welt.

(Anm. Hans Göbel flog den entführten Lufthansa Airbus 1993 nach New York und überredete den Entführer zur Aufgabe.)
 
 

2 Std. später: Der Gelbflossenthun war nicht nur ein ausgesprochen schöner Fisch, sondern auch noch ein ganz wohlschmeckender Bursche. Sein Fleisch ist viel heller als das vom Bonito. Die letzte Gurke und die letzte Salat fähige Tomate wurden heute zu Salat verarbeitet. Unsere Frischeinkäufe haben gut und lange gehalten. Die Bananen sind bereits gegessen, es gibt aber noch Orangen und zwei Äpfel. Wir haben noch reichlich Zwiebel und Knoblauch und auch noch einige Kartoffel und Paprika. Zusätzlich haben wir noch Vitamintabletten, also keine Gefahr von Skorbut.

Ja, da wäre der alte Kolumbus neidisch geworden!

Übrigens, wenn in diesem Brief Wiederholungen sind, denkt an die Hitze ...!
 
 

22.12. 0.00 Uhr 13° 54'N, 53° 30'W

Jetzt habe ich gerade noch einmal mit einer Yacht 200 Sm vor uns gefunkt, um die dortige Wettersituation zu erfragen, denn heute abend wurde eine Tropical Wave hier gemeldet, aber nach allen Informationen haben wir sie bereits letzte Nacht passiert, ohne daß es uns was getan hätte. Wir sehen nur im Osten ebenso wie letzte Nacht ein Wetterleuchten, das so eindrucksvoll ist, daß wir heute abend lange an Deck saßen und es beobachteten. Es sieht aus wie eine ferne Seeschlacht ohne Geschützdonner. Die Blitze zucken pausenlos durch die Wolken und zaubern unbeschreibliche Beleuchtungs-effekte. Letzte Nacht waren wir noch ein gutes Stück näher daran. Jetzt habe ich noch 1½ Stunden Wache und die will ich mal wieder zum Schreiben benützen.
 
 

Gestern abend und heute abend wurden wir von jagenden Haien besucht. Sie schossen wie Torpedos ganz nahe am Boot vorbei und die Opfer, Fische von mehr als 50cm sprangen hoch aus dem Wasser. Die fliegenden Fische sind sowieso ständig auf der Flucht, das heißt am Fliegen (100 - 200m), wir haben oft welche morgens an Deck liegen. Die Haie gestern abend waren so ca. 3m lang und der heute etwa 2,5m. Er ging dann sogar an die Schleppangel, biß, zog ca. 5m Schnur und mit einem Salto in die Luft war er wieder frei, bevor Werner ihn anhauen konnte. Wäre toll wenn wir so einen Burschen fangen könnten. Der fliegende FischKürzlich hatte ich ein lustiges Ereignis auf meiner Wache. Ich hörte ein Flattern im Vorschiff, dann ging das Licht an und ich hörte Werner schimpfen. Dann roch es intensiv nach Fisch. Ausgerecht unserem Hochseeangel-Spezialisten Werner flog ein fliegender Fisch durchs offene Luk ins Gesicht und verlor wie all Heringsartigen bei Berührung alle Schuppen. Dianne mußte mit dem Staubsauger Koje und Vorschiff saugen. Wir haben fast alle fürchterlich gelacht. Ab morgen muß wieder mit Hochdruck geangelt werden, damit wir auf jeden Fall einen frischen "Weihnachtsbraten" haben. Unser Bier haben wir jetzt rationiert, damit wir für Weihnachten genügend haben. Ich habe sogar noch Weißbier. Eine Flasche Champagner haben wir für den Moment des "Land in Sicht". Das wird erst kurz vor der Insel sein, denn Barbados ist nur etwa 15m hoch und hat nur einen "Berg" mit 350m. Da war der Pico Teide mit 3.718m schon weiter zu sehen.
 
 

Der Wind ist noch immer nicht besser, aber wir haben zumindest seit 6.30 Uhr gestern (also 21.12.) alle Segel oben und motoren mit Segeln bei geringer Drehzahl bei halbem Wind. Wir haben noch 352 Sm bis Barbados. Heute nachmittag hatten wir plötzlich wieder viel Verkehr mit zwei schwedischen Booten nördlich von uns, aber weit außer Sicht. Seit einer halben Stunde sehe ich aber Steuerbord voraus ein Licht eines weiteren Bootes, dem wir langsam näher kommen. Jetzt vor Barbados werden die Kurslinien immer dichter. Viele müssen sich aber noch gedulden, weil sie kein Diesel mehr haben. Wir hatten heute früh noch ca. 250 l - das reicht bis hin! Gut, daß wir in den Kapverden soviel getankt haben. Aber wer konnte mit einer solchen Flaute im Passat rechnen. Wir haben schon einige Nachrichten über Funk weitergegeben, wo Leute auf den Inseln die Boote erwarten. Viele Frauen, Freunde, Kinder etc. sind extra dorthin zum Empfang und zu Weihnachten hingeflogen. Aber der Wind ändert alles.
 
 

23.12. 08.00 Uhr UTC 13° 43'N 55° 47'W

Heute habe ich die letzte Wache und in etwa 1 Stunde wird es hell werden. Wir haben noch 220 Sm bis Barbados und es ist somit sicher, daß wir Heiligabend noch auf See sein werden. Der unzuverlässige Wind ließ uns einfach nicht schneller vorwärtskommen. Aber wir können uns sonst nicht beklagen. Wir haben jetzt 2600 Sm gut und problemlos zurückgelegt. Insgesamt waren wir bis jetzt in diesem Jahr 11.000 Km mit der ARION unterwegs.
 
 

Wir haben heute nacht wieder einen ganz tollen Sternenhimmel und die beiden Morgenwachen haben den Vorteil, daß man dann das Kreuz des Südens sieht. Wir sehen überhaupt bereits eine Menge Sterne, die in Europa nicht sichtbar sind. Besonders auffallend ist der helle Stern Canopus und das Sternbild Corvus (Rabe), das fast frei in einem sternenarmen Gebiet sichtbar ist. So liegen auf Wache fast immer der Sternfinder und das Jahrbuch von Kosmos herum.
 
 

Gestern waren auch wieder Delphine einer Art, wie wir sie bisher noch nicht sahen, ums Boot herum. Dafür kam dann am Abend kein Hai mehr vorbei. Heute brauchen wir unbedingt wieder einen Angelerfolg. Ich werde gleich in der Dämmerung die Angeln wieder ausbringen. Nachts haben wir sie nicht draußen, weil nachts niemand alleine an Deck darf. Ansonsten könnte man nachts schon auch angeln und die an Deck gescheuchten fliegenden Fische beweisen, daß genug gefräßige Räuber unterwegs sind.
 
 

12.38 Uhr

Die deutschen Freunde von "BUMBLE BEE" werden jetzt gerade in Bridgetown Barbados vor Anker gehen. Bei Sonnenaufgang um 9.30 Uhr, das ist 5.30 Uhr Ortszeit standen sie genau südlich der Insel und hatten noch 16 Sm bis zum Ankerplatz. Dianne hat heute nacht wieder gebacken, aber kein Brot, sondern Plätzchen, die sie jetzt gerade mit Zuckerguß überzieht. Viel Gebäck werden wir heuer nicht brauchen, denn der Sinn steht mehr nach ganz flüssigen Dingen. Wir haben wieder kaum Wind und es wird wieder ein heißer Tag werden. Werner hat sich schon einige Eimer Wasser über den Kopf gegossen. Bei 28 ° C Wassertemperatur hilft das aber auch nicht viel. Heute ist der 30. Reisetag, d.h. 28 Tage auf See. Die Gewitter im Osten haben letzte Nacht aufgehört, aber ein Tief liegt immer noch nördlich von uns, das bedeutet weiter keinen Passat. Der gute Perkins läuft jetzt seit einer Woche!!

Ohne Diesel würden alle Yachten hier ins Guiness-Buch der Rekorde kommen, für die langsamste Atlantiküberquerung.

Heute haben wir auch noch keinen Fisch gefangen. Wir sahen nur viele Große springen. Sie sind also da, nur unsere Köder.....?
 
 

Kurz vor Barbados
25.12. 3.30 Ortszeit = 7.30 UTC

Barbados bereits ins Sicht!
 
 

Gestern Nachmittag haben wir gerade rechtzeitig unseren Weihnachtsbraten gefangen. Es war ein ganzer Schwarm von Doraden und wie wir unsere große Beute ans Boot zogen, wurde sie von mindestens 7 anderen Doraden begleitet, die im klaren Wasser gut sichtbar waren und wunderbar blau und golden schimmerten. Beinahe hätte ich noch eine zweite mit der Harpune erwischt. Es gab also zu Weihnachten frisches Dorado-Filet mit Kartoffelsalat, Maissalat und auf dem Fisch eine Mischung aus gedünsteter Zwiebel, Paprika und Tomaten. Nach dem Essen gab es Weizenbier und spanischen Weinbrand.
 
 

Euer Anruf über Norddeich Radio war eine tolle Weihnachtsüberraschung. Es war schön; Eure Stimmen zu hören und die Verbindung war ganz hervorragend, besser als oft ein Ortsgespräch. Vielen herzlichen Dank. Vielen Dank auch für Dein Weihnachtsgeschenk, Mutti, den anderen, die diesen Brief wohl auch lesen, werde ich aus Barbados extra schreiben. Es gibt noch viel Post zu erledigen, aber diesen Brief mache ich gleich fertig, ich gebe ihn Werner mit, dann habt Ihr ihn gleich.
 
 

Ja das war ein langer Brief, halt 2.800 Sm lang, gleich 31 Tage.

Das allerneueste kann Euch Werner gleich persönlich berichten. Jetzt habe ich die letzte Wache und muß mich gleich um die Navigation kümmern. Wir haben jetzt etwas Wind und machen tolle Fahrt, leider nur auf den letzten Meilen. Neun Tage fast Flaute sind vorüber.

Kolumbus ist übrigens, wie andere auch, an der flachen Insel Barbados vorbeigesegelt, so wurde sie erst spät, 1519 von Spaniern entdeckt. Seit 1625 bis 1966 war sie britisch und ist seit dem 30.11.1966 unabhängig.

Ankerbucht Bridgetown Barbados
Weiter mit Kapitel 9
 
 
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